Neue Ergebnisse in der Namensforschung

Landesausbau schufen eine neue Kulturlandschaft mit anderen Strukturen. Diese Kolonisation des 12. und 13. Jahrhunderts ist fast überall in den Ortsnamen zu spüren. Wir erkennen sie in den Orten, die nach einem Mann mit einem deutschen Personennamen benannt sind, in der Regel derjenigen Person, die den Siedlungsvorgang, die Anlage eines Dorfes organisiert hat, der Lokator.
 
Neue Ergebnisse in der Namensforschung
In den letzten Jahrzehnten haben namhafte Wissenschaftler der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und am Institut für Slawistik der Uni. Leipzig namenkundliche Forschung erfolgreich betrieben. Ohne diese sprachwissenschaftlichen Untersuchungen wüssten wir wenig oder nichts über die slawisch-deutschen Mischnamen, also Ortsnamen, die mit einem slawischen Personennamen als Bestimmungsort gebildet wurden. Sie beweisen das Zusammenleben von Slawen und Deutschen in der Kolonisationszeit und die Beteiligung von Slawen am Landesausbau unter deutscher Herrschaft. Die sprachlichen Veränderungen der Namen zu deutscher Zeit belegen das lange Weiterleben der slawischen Sprache und damit auch der slawischen Bevölkerung. Erwähnenswert ist: die Namensforschung hat in den letzten Jahrzehnten so große Fortschritte gemacht, so dass manche Erklärungen in den älteren Werken korrigiert werden mussten.
Herr Andreas Teltow, Leiter unseres Heimatmuseums von 1980 - 1986, schrieb im Mai 1985 zur bevorstehenden 725-Jahrteier unserer Stadt: Vom Namen Müllrose und seiner Bedeutung: Wer den Namen der fast 725-jährigen Stadt zum ersten Mal hört, gerät sicher unwillkürlich ins Schmunzeln. Er enthält in poesievoller Form scheinbar Unvereinbares, das leichthin als Mülldeponie mit darauf befindlicher Rose gedeutet werden kann. Dem ist aber nicht so, ebenso, wie der Name, was an sich logisch erschiene, nicht von der seit Jahrhunderten hier bestehenden Mühle abgeleitet wurde. Wir müssen alte Urkunden zu Rate ziehen, um zu erkennen, daß der Name der Stadt im Verlauf der Zeit immer wieder Veränderungen unterworfen war".
Teltow bezieht sich dann auf Trebbin, der in seinem Buch Müllrose..., Neuauflage Seite 17 Müllrose mit kleine Furt" übersetzt. Eine an sich logische und nicht nur bei vielen Müllrosern populäre Deutung, die mancher Müllroser auch bis heute nicht verändert wissen will. Teltow dann: In jüngster Zeit erfuhr diese Deutung eine andere Interpretation, Prof. Dr. E. Eichler geht in seinen Buch Ortsnamen der Niederlausitz" ( Bautzen 1975) vom altsorbischen Personennamen Milorad aus".
 
Im Städtebuch Brandenburg und Berlin" (von 2000) wird die Entwicklung des Namens so dargelegt: 1275 Molrasen, 1285 Melraze; 1373 Mulraze, Melrase; 1377 Melratze; 1432 Mölrose, Mülrose, Milrace; 1448 Melrose; 1558 Müllroß; 1770 Müllrose
 
Dr. Cornelia Willich hat sich als Sprachwissenschaftlerin speziell mit den Ortsnamen des Kreises Lebus" ( Buch 1995) beschäftigt. Sie erläutert ( gekürzt): 1448 czur Melose, 1514, zue Möllrose, 1572 zur Mölroß, ruloradz = Ort bzw. See eines Milorad" zum Personennamen Milorad (altsorbisch). Also die Ortsbezeichnung Müllrose leitet sich vom slawischen Personennamen Ort bzw. See eines Milorad ab.
 
Dr. Reinhard E. Fischer, Akademie der Wissenschaften Berlin, vermittelt in seinem Buch ?Die Ortsnamen der Länder Brandenburg u. Berlin" (2005) in prägnanter Darstellungsweise zu Müllrose: 1275 Molrasen, 1285 Melraze, 1775 Müllrose Slawisch, Siedlung eines Mannes namens Mllorad"



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