Judentum in Müllrose

Der Handlungsgehilfe Joseph Hammerstein kam zu dieser Zeit nach Müllrose. Aber nachweisbar gab es 1926 wieder nur zwei jüdische Familien in unserer Stadt. Den Quellen nach lebten in Müllrose maximal 10 Familien zur gleichen Zeit hier. Einziger Hausbesitzer soll lediglich Jakob Bärmann Frank gewesen sein, er zog aber bereits 1838 nach Frankfurt/O. und folgte Jacoby, der schon vorher dahin übergesiedelt war. 1837 ist ein Süßkind Kauffmann in Müllrose.
Um 1850 werden in Müllrose erfasst: Meier Isaak Friedländer, Samuel Solberstein, und Einthus.
1858 Mendel Schwarz, 1863 Louis Löser, 1864 Isaak Bluth, 1867 Jakob Itzig. Es wird fast keiner heimisch in Müllrose. In Müllrose ließ die wirtschaftliche Lage der Stadt sehr zu wünschen übrig, denn alle Juden wollten von Handel leben und wohlhabend werden. Darum zogen sie dann nach einiger Zeit meist nach Frankfurt/O., Friedland, Friesack, Landsberg, Biegen usw. Außer Frank, der von 1812 bis 1838 hier ansässig war, ist nur die Familie Pinthus, die 1843 aus Friedland kam, längere Zeit hier wohnhaft gewesen und zwar auch nur mietweise. 1865 ist der alte Samuel Pinthus in Müllrose gestorben, sein Sohn Henschel zog nach Landsberg /Warthe, während Pinthus Witwe erst 1874 hier das Zeitliche segnete.
Als Samuel Pinthus im Jahr 1842 nach Müllrose ziehen wollte, da wurde ihm auf Grund einer behördlichen Anordnung die Bedingung gestellt: Schaffung eines jüdischen Friedhofes am neuen Wohnort auf eigene Kosten. Das wollte er auch tun und zwar in Gemeinschaft mit Herrn Arnheim, dem Besitzer der damals gut florierenden Tuchfabrik Kupferhammer bei Mixdorf. Dieser besann sich bald eines anderen, indem er sich der jüdischen Gemeinde in Beeskow anschloss. Pinthus konnte aber allein den Begräbnisplatz nicht anlegen lassen, darum wurde er von der Regierung von dieser Verpflichtung entbunden. Sie sollte aber wieder in Kraft treten, sofern eine weitere jüdische Familie nach Müllrose zog. Dies geschah aber immer nur für kurze Zeit, so dass es nie zu einem jüdischen Friedhof kam. Die in Müllrose verstorbenen Juden wurden deshalb in Frankfurt/O. oder Friedland beigesetzt. Während des gesamten 19. Jahrhunderts wurden in Müllrose nur wenige Judenkinder geboren.
Sie besuchten die hiesige Stadtschule, kamen dann nach Frankfurt, um dort in ihre Religion eingewiesen zu werden.
Als im Jahr 1828 ein jüdischer Kultusbeamter mit dem Unterricht für jüdische Kinder in Müllrose begann, wurde ihm das behördlich untersagt.
Dem Handel widmeten sich alle Juden. Die Versuche der Regierung, die Juden für andere berufliche Tätigkeiten in Müllrose zu interessieren, scheiterten.
Aber die wenigen in Müllrose tätigen Juden haben es hier auf Grund der mangelnden Wirtschaftskraft durch Handel nicht zu Wohlstand und Reichtum gebracht.
1936 wurde den Juden untersagt, sich christliche Vornamen zuzulegen. Erwähnenswert ist, dass in einem alten Dokument die Neustadtstraße als "Judengasse" bezeichnet wird.
 
K. Wolfert



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